Freitag, 29. April 2011

Ready to go

Eine relativ ruhige Woche der Vorbereitung für das Pornichet Select neigt sich dem Ende zu. Das Boot ist startbereit, alle kleinen Arbeiten daran erledigt. Der aufwändigste Job war der Austausch der Rettungsinseln. Da bei meiner die Wartung überfällig war, hatte ich mir für das Demi-Cle die Rettungsinsel eines anderen Seglers ausgeliehen. Zum Start des Pornichet Select sollte dann meine eigene wieder einsatzbereit sein. Montag musste ich dann aber feststellen, dass in Sachen Wartung noch überhaupt nichts passiert war. Normalerweise dauert das drei Wochen, ich hatte aber nur drei Tage, Donnerstag morgen war mein Sicherheitscheck. Bis ich die fertig kontrollierte Rettungsinsel gerade noch rechtzeitig in Empfang nehmen konnte, waren noch etwas Überredungskunst und einige Autokilometer erforderlich. Der schwierigere Teil der Mission war, das andere Rettungsfloß wieder aus meinem Boot zu entfernen, denn das schwere Paket hatte sich im Lauf der Zeit etwas verformt, sodass es nicht mehr durch die Luke im Heck passte, durch die man es normalerweise im Bedarfsfall herauszieht. Im Inneren des Minis ist jede Nische irgendwie genutzt, sodass ich erst einiges Equipment desinstallieren musste um in der Lage zu sein, das Floß von Innen zu entfernen.
Insgesamt ist dieses Jahr aber alles sehr viel einfacher. Vieles kann ich noch aus der Vorsaison übernehmen, außerdem kenne ich das Revier inzwischen etwas. Die Windvorhersage ist so instabil, dass man sich noch keine großen Gedanken über Strategie zu machen braucht. Heute morgen war sogar ein Taucher an meinem Boot und hat die Algen vom Unterwasserschiff abgewischt, ein Service für die Pornichet-Trainingsgruppe. Das hatte ich für das Demi-Cle noch selbst gemacht, es dauert etwa 45 Minuten und ist ohne Taucherflasche ganz schön anstrengend. Irgendwie läuft alles sehr locker momentan und so sehe ich dem Start morgen entspannt entgegen und freue mich schon, dass es endlich wieder losgeht.

Mittwoch, 27. April 2011

Pornichet

Am Samstag startet mit dem Pornichet Select die erste Soloregatta dieser Saison am Atlantik. Vergangenes Wochenende hat die Zweimann-Regatta Demi-Cle hierher geführt, und seit Sonntag Nachmittag liegt Rikki Tikki nun an der Hafentankstelle, wie in einem riesigen Floß vertäut mit etlichen anderen Minis. Das ist das Los wenn man bei der Regatta sehr weit hinten landet: die guten Plätze im Hafen sind schon alle weg.
Das Demi-Cle war ein sehr schöner Segeltrip, die meiste Zeit war ordentlicher Wind und es gab tatsächlich auch Spinnakerkurse. Aus sportlicher Sicht lief es am Ende eher schlecht. Co-Skipper Gerald und ich hatten uns nach einer fast schlaflosen Nacht eine ganz gute Position zurückerarbeitet, mussten dann aber nach einer misslungenen Halse erstmal den Spinnaker wieder vom Vorstag knoten und zusehen wie der gutgemachte Boden wieder verloren ging und einige Konkurrenten uneinholbar vorbeizogen. Am Ende lagen wir auf Platz 65 von 70 gewerteten Booten. Allerdings bin ich sehr glücklich, dass das Boot und wir komplett unbeschadet sind. In der Nacht hatte es einen größeren Rettungseinsatz an der Ile de Groix gegeben, lange hatte dort ein Helikopter mit Suchscheinwerfern über dem Wasser gekreist. Die Fotos des betroffenen Minis waren erschreckend. Es war wohl südlich der Insel auf einen Felsen gelaufen, der ist Kiel abgebrochen, eine Seite fast völlig zerstört. Das Boot wurde kopfüber in den Hafen geschleppt. Das zeigt, dass auch die vermeintlich kleinen Rennen hier nicht auf die leichte Schulter zu nehmen sind.
Nun laufen die Vorbereitungen für das Pornichet Select auf Hochtouren. Ich habe mich mit Dan Dytch, Ulf Branstrom und Emma Creighton auf einem Camplingplatz eingemietet. Gute Gesellschaft vor drei einsamen Renntagen und jede Menge Informationsaustausch, der sehr hilfreich sein kann. Morgen früh bekomme ich meine frisch gewartete Rettungsinsel zurück, gerade rechtzeitig für den Sicherheitscheck um zehn Uhr, und dann bin ich startbereit.

Donnerstag, 21. April 2011

Mehr als 70 Starter zum Saisonauftakt

Das Bild im kleinen Hafen von Locmiquelic in der Bucht von Lorient wird bestimmt von den Minis, die sich für das Demi-Cle-Rennen zum Saisonstart am Altantik eingefunden haben. Von hier aus habe ich vor einem Jahr die ersten Meilen gesegelt, das Prozedere vor denn Rennen, die Security-Checks, den Verwaltungskram etc. kennengelernt. Auf den ersten Blick hat sich nichts verändert, denn Locmiquelic ist ein verschlafenes Nest. Ganz anders als auf der anderen Seite der Sporthafen an der Base des Sousmarins in Lorient, wo zwischen den U-Bootbunkern des Zweiten Weltkriegs wie im Zeitraffer neue Hangare für die modernsten Rennyachten der Welt gebaut werden und nun die Infrastruktur für das vorletzte Etappenziel des nächsten Volvo-Ocean-Races 2011/2012 entsteht. Vorgestern wurde hier die beim Barcelona-World-Race vor kurzem siegreiche "Virbac-Paprec" aus dem Wasser gekrant, in Sichtweite der beiden Dauerkonkurrenten um den Weltrekord im Weltumsegeln "Groupama 3" und "Banque Populaire". Hier schlägt das Herz des europäischen Offshore-Segelns. Ein bisschen hat die diese Aura gerade auch Locmiquelic erreicht, man merkt, dass dieses Jahr das nächste Minitransat ansteht. Das ursprünglich auf 50 Boote beschränkte Starterfeld des Demi-Cle wurde kurzfristig erweitert. Dieses Mal sind 72 Boote am Start, so viele Teilnehmer hat letztes Jahr nur das äußerst beliebte Minifastnet gezogen. Etliche Boote sind in den letzten Wochen neu dekoriert worden mit Sponsorendesigns. Die Skipper auf der Warteliste versuchen so schnell wie möglich die letzten Qualifikationsmeilen zu sammeln um endlich endgültig planen zu können. Und um überhaupt starten zu können, denn eigentlich sind die Plätze schon so gut wie vergeben. Das ist das Thema Nummer Eins. Jede Wiedersehensbegrüßung zwischen den Miniskippern wird begleitet von einem "are you qualified?". Ich bin froh entspannt mit "yes" antworten zu können.

Und froh, dass es nun losgeht, dass ich mich besser vorbereitet fühle. Zwölf Trainingstage und zwei Überführungen zwischen Lorient und Pornichet liegen 2011 bereits hinter mir. Die hatten es teilweise in sich, denn in dieser Zeit habe ich mehr brenzlige Situationen und Rückschläge erlebt als im kompletten letzten Jahr. Ein abgebrochener Überführungsversuch nach Pornichet, nachts mit ca. 6 m hohen Wellen und einer zerrissenen Genua, ein kleiner aber teurer Crash während eines Trainings, die unsichtbare Nähe großer Schiffe nachts im dichten Nebel auf dem Rückweg von Pornichet nach Lorient. Zumindest dieses letzte Erlebnis hat den Trip für meine beiden Freunde und Mitsegler Tobias und Thomas bei ihrer ersten Segeltour im Nachhinein zu einem großen Abenteuer gemacht und ihnen einen kleinen Eindruck vermitteln können, was diese Art des Segelns ausmacht, und dass hier keine Cocktails gereicht werden.

Nun läuft der Countdown, Samstag 23.04. um 10 Uhr ist der Start in der Bucht vor Lorient und ich werde gemeinsam mit meinem Co-Skipper Gerald ins Rennfieber verfallen, rätseln ob die Route rechts oder links an den Glenans-Inseln die bessere sein wird, warten wann der voraussichtlich sehr instabile Wind auf Nord dreht und stärker wird und versuchen uns im Feld gut zu behaupten. Wir sind vorbereitet, die anderen aber sicher auch.