Freitag, 2. September 2011

Abschied

Ich beobachte das endlose Asphaltband, das unter meinem Auto hindurch gleitet und langsam im Rückspiegel verschwindet, und versuche mir vorzustellen, dass meine Reise nach Brasilien jetzt, an diesem 1. September, schon begonnen hat. Es wird ernst, all das worauf ich seit zwei Jahren hingearbeitet habe. Stetig bewege ich mich nach Westen Richtung La Rochelle, befinde mich zumindest statistisch gesehen wohl auf der gefährlichsten Etappe der gesamten Unternehmung. Kaum zu begreifen eigentlich, das Gefühl sagt natürlich etwas anderes.

Hinter mir liegen Wochen der stillen Vorbereitung. Die Arbeiten am Boot in Lorient - Erneuerung des Riggs, Ausbesserungsarbeiten, kleinere Optimierungen für die Handhabung bei Manövern, Installation von neuer Elektrik, neues Unterwasserschiff - sind noch das offensichtlichste. Wer denkt aber an eine Ernährungsliste mit Berechnung der Kalorien, Testkochen mit dem Jetboil (wie viele Nudeln kann man darin auf einmal kochen?), an all die verschiedenen Dokumente für Navigation, Astronavigation und für die Sicherheitskontrollen, an ausreichend Speicherkarten für die Kameras? Alle Fäden müssen jetzt zusammenlaufen, nichts duldet mehr Aufschub.

Zwischendrin verordne ich mir aber auch Entspannung, Ablenkung, normales Leben, denn das wird mir auf dem Atlantik irgendwann fehlen. Das merke ich schon bei den vielen Abschieden zuletzt, die mir schwer fallen. Und Auftrieb geben, denn die Anteilnahme, die ich erfahre, ist schon überwältigend. Ob es die Kollegen sind, die mir u.a. den Volleyball "Wilson" schenken, damit ich nicht ganz alleine bin (Tom Hanks lässt grüßen), die Freunde, die mir Fotos oder Musik und Hörspiele (z.T. sogar selbst vorgelesen!) mit auf die Reise geben oder einfach nur an mich denken, all das wird mir bei mentalen Durchhängern auf dem Meer enorm helfen und motiviert mich die Herausforderung jetzt mit viel Energie anzunehmen.

Jetzt beginnt der Endspurt vor dem Rennen. Dreieinhalb Wochen für Boot, Aurüstung, Navigation und Motivation. Alles nochmal rekapitulieren. Den Anfang macht ein dreitägiger Kurs über Wetter und Taktik beim französischen Starrouter Jean-Yves Bernot. Wir gehen alle möglichen Szenarien für die gesamte Route durch. Ein perfekter Start um mich jetzt voll auf das Transat zu konzentrieren.

2 Kommentare:

  1. Ich wünsche eine erfolgreiche Vorbereitung!

    Drücke dir die Daumen,

    Adina

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  2. Verrückte Sache! :-) viel Erfolg und viel Glück!

    Maja

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