Mittwoch, 7. September 2011

Wetterseminar

Zur Einstimmung auf das Minitransat habe ich gemeinsam mit etlichen anderen Seglern aus der Trainingsgruppe von Charles Euverte ein dreitägiges Seminar über Wetter und Taktik für das Rennen besucht. Jean-Yves Bernot hat uns einiges erzählt, über "Tropical Waves", die "Portuguese Trade Winds", den z.T. bis zu 100 Meilen langen Windschatten von Madeira, die Doldrums, das Windloch "African Triangle", den ausgeprägten Kapeffekt am Cap Finistere in Nordspanien, und dass man in den Trade Winds zwischen 4 und 6 Uhr morgens nicht schlafen sollte. Außerdem ging es darum, aus den wenigen Informationen, die uns zur Verfügung stehen werden und der aktuellen Wettersituation an Bord zu erkennen, welches der typischen Wetterszenarien sich gerade entwickelt.
Ich bin gespannt wie schwierig das dann auf See wird, was ich tatsächlich davon umsetzen kann. Denn das ist einer der reizvollsten Aspekte wenn es jetzt richtig offshore geht: das große Bild zu erkennen und danach zu handeln. Eine komplexe Aufgabe, mit der man sich sicher unendlich lange beschäftigen kann, langweilig wird einem dann wohl nicht.

Freitag, 2. September 2011

Abschied

Ich beobachte das endlose Asphaltband, das unter meinem Auto hindurch gleitet und langsam im Rückspiegel verschwindet, und versuche mir vorzustellen, dass meine Reise nach Brasilien jetzt, an diesem 1. September, schon begonnen hat. Es wird ernst, all das worauf ich seit zwei Jahren hingearbeitet habe. Stetig bewege ich mich nach Westen Richtung La Rochelle, befinde mich zumindest statistisch gesehen wohl auf der gefährlichsten Etappe der gesamten Unternehmung. Kaum zu begreifen eigentlich, das Gefühl sagt natürlich etwas anderes.

Hinter mir liegen Wochen der stillen Vorbereitung. Die Arbeiten am Boot in Lorient - Erneuerung des Riggs, Ausbesserungsarbeiten, kleinere Optimierungen für die Handhabung bei Manövern, Installation von neuer Elektrik, neues Unterwasserschiff - sind noch das offensichtlichste. Wer denkt aber an eine Ernährungsliste mit Berechnung der Kalorien, Testkochen mit dem Jetboil (wie viele Nudeln kann man darin auf einmal kochen?), an all die verschiedenen Dokumente für Navigation, Astronavigation und für die Sicherheitskontrollen, an ausreichend Speicherkarten für die Kameras? Alle Fäden müssen jetzt zusammenlaufen, nichts duldet mehr Aufschub.

Zwischendrin verordne ich mir aber auch Entspannung, Ablenkung, normales Leben, denn das wird mir auf dem Atlantik irgendwann fehlen. Das merke ich schon bei den vielen Abschieden zuletzt, die mir schwer fallen. Und Auftrieb geben, denn die Anteilnahme, die ich erfahre, ist schon überwältigend. Ob es die Kollegen sind, die mir u.a. den Volleyball "Wilson" schenken, damit ich nicht ganz alleine bin (Tom Hanks lässt grüßen), die Freunde, die mir Fotos oder Musik und Hörspiele (z.T. sogar selbst vorgelesen!) mit auf die Reise geben oder einfach nur an mich denken, all das wird mir bei mentalen Durchhängern auf dem Meer enorm helfen und motiviert mich die Herausforderung jetzt mit viel Energie anzunehmen.

Jetzt beginnt der Endspurt vor dem Rennen. Dreieinhalb Wochen für Boot, Aurüstung, Navigation und Motivation. Alles nochmal rekapitulieren. Den Anfang macht ein dreitägiger Kurs über Wetter und Taktik beim französischen Starrouter Jean-Yves Bernot. Wir gehen alle möglichen Szenarien für die gesamte Route durch. Ein perfekter Start um mich jetzt voll auf das Transat zu konzentrieren.